Aufstellungen als Initiationsrituale
Aktualisiert: 6. Nov. 2019

In unserer heutigen Zeit, vor allem in unseren westlichen Kulturen gibt es keine Initiationsrituale, die Männer und Frauen in den Kreise ihrer Geschlechter einweihen. Früher und immer noch in Naturvölkern praktiziert, werden die Jungen beispielsweise mit Eintritt in das Jugendalter von den Männern den Müttern entrissen, weggenommen. In den Stämmen ist dies klare Tradition und trotz des Schmerzes der beim Loslassen entsteht, wissen die Mütter um die Wichtigkeit dieser Entscheidung. Männer weihen die Jungen, welche lange im Schoße der Mutter ihre Wurzeln und Sicherheit spüren und erleben durften in die abenteuerliche männliche Welt da draussen ein. In einer Zeremonie müssen Jungen Schmerz kennenlernen, sich dem Tod nähern. Kehren sie zurück, fühlen sie sich dem Kreis der Männer und somit einer tiefen archaischen männlichen Kraft zugehörig.
Das klingt für uns sehr professionelle Deutsche abschreckend. „Wie kann man nur!“. Sehen wir genauer hin und fühlen vor allem, was dies in uns auslöst gelangen wir an tiefe verborgene Orte. Manchmal kommt da gar nichts im Inneren, vielleicht ist da auch Wut und Trauer, vielleicht sogar Angst. Angst vor dem vollen Leben.
Gerade wir Deutschen mit unserer Biographie haben hier noch eine tief verdrängte Wunde.
In Sachsen, da wo ich herkomme ist dies noch viel intensiver zu spüren: Abwesende Väter, vermütterlichte Söhne, wandelnde Geister ohne Ziel, ohne Bestimmung. Ich selbst wuchs ohne meinen Vater auf. Erst jetzt mit 32 Jahren nähern wir uns an.
Eine tiefe Wunde die ich mit mir trage und die sich schrittweise in Kraft verwandelt. Immer wieder gerate ich in Depressionen, weiss nicht wo ich bin, dissoziiere. Alte Schutzmechanismen und Strukturen die mir damals, zu Zeiten schwarzer Pädagogik, Strenge und Härte, verhalfen zu überleben. Heute arbeite ich daran, diese liebevoll anzunehmen, sie zu sehen und die tiefer liegenden Gefühle zu fühlen. Zu fühlen was unter der Depression steckt: Wut. Welche Geschichte verbirgt sich hinter der Wut: Mord, Alkoholismus, Unfälle, Abwesenheit. Was empfinde ich dabei: Trauer, tiefen Schmerz, der meinen ganzen Leib einnimmt. Was geschieht, wenn ich diesen Schmerz zulasse und ihn durchlebe: eine zarte Pflanze der Liebe wächst. Ich kann auf die Menschen von damals liebevoller blicken.
Aufstellungen, wie ich sie gelernt habe und praktiziere, sind genau diese Initiationszeremonien, die uns dazu verhelfen wieder zu fühlen und in Verbindung mit unserem wahren Sein bringen. Ich selbst habe in all den hunderten Aufstellungen die ich erlebte, immer mehr Verbindung zu den tieferen Energien meiner Männerlinie Kontakt aufnehmen können. Diese reicht weit zurück in die Vergangenheit, vor den ganzen Kriegen. Ich sehe Stammesväter, Krieger, Menschen die für Gerechtigkeit, Wahrheit, Existenz, Verbundenheit und Leben standen. Eine unglaubliche Kraft durchströmt mich, wenn ich mir vorstelle wie diese Männer hinter mir stehen, mich am Becken halten und mir Kraft spenden, meinen Weg zu gehen.
Diese Kraft ermöglicht es mir, mich aus alten Loyalitäten, aus alten Mustern zu lösen. Dies ist kein Quick-Fix. Ich spüre aber deutlich wie schrittweise meine Symptome aus meinem Leben verschwinden. Ich habe stark abgenommen, lebe gesund, erlebe immer weniger Depressionen und Dissoziation und verwandle schrittweise meine alten Wunden in Kraftquellen. In der Liebe, in meinen Partnerschaften bin ich sicherlich kein Musterbeispiel. Viele Trennungen und Schmerz. Meine Schattenseite, meine Fluchtrouten. Solange wir in alten Verstrickungen verhaftet sind, werden in unseren intimen Beziehungen, die alten Emotionen immer wieder aufkochen. Die Einladung besteht hier genau hinzusehen. Niemand ist Schuld an deinen Gefühlen.
Ich möchte dich von Herzen inspirieren und motivieren wieder zu fühlen. Ich möchte dich von Herzen einladen all die verdrängten Geschichten der Vergangenheit zuzulassen und dich ihnen zu stellen. Es ist an der Zeit, die Gegenwart neu zu gestalten. Ich möchte dich von Herzen bitten, nicht mehr wegzusehen, sondern reinzugehen in all das, was darauf wartet, endlich gesehen zu werden. Diese Welt braucht Menschen die sich genau diesen Aufgaben stellen und den Mut haben nicht mehr im Aussen zu suchen. Diese Welt braucht Menschen die bereit sind, die tiefen ihrer und somit der gesamten Existenz zu fühlen. Wir alle sind in einem tiefen, organischen Lebensstrom miteinander verbunden. Du bist kein abgeschnittenes Fleischklöpschen. Du bist viel mehr als du denkst. Sei mutig dich selbst zu entdecken.
Danke, dass du bis hierhin gelesen hast. Danke, dass du bereit bist etwas in dir und somit der Welt herauszulassen. Danke, dass du bereit bist deine Wunden anzuerkennen und nicht mehr anderen die Schuld dafür zu geben. Danke, dass du damit die Welt verändern wirst.
In Liebe
Maik

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